Zwei Personen auf dem Dach einer Filiale mit Solaranlagen

Neckarsulm, 3. Mai 2023

Tag der Sonne – Fragen an Toni Thudium zum Thema Sonnenenergie

Toni Thudium leitet das Team Energiesysteme bei Schwarz Immobilien Service und ist damit für die Entwicklung ganzheitlicher Strategien zur sicheren, effizienten und nachhaltigen Energieversorgung der Unternehmen der Schwarz Gruppe zuständig. Zum Tag der Sonne spricht er unter anderem über den Unterschied zwischen Grün- und Graustrom – und darüber, warum Filialen in Deutschland nachts unter anderem auf Wind aus der Nordsee setzen.

Warum ist das Thema Energiewende im Zusammenhang mit Klimaschutz in der EU so wichtig und was hat Grünstrom damit zu tun?

Toni Thudium: Schaut man sich die EU-weiten Treibhausgasemissionen des Jahres 2020 genauer an, stellt man fest, dass rund drei Viertel davon auf den Sektor Energie zurückzuführen sind – das entspricht rund 2,5 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen. Dementsprechend groß ist der Hebel in Bezug auf die Klimaziele der EU. Anders gesagt: ohne Energiewende keine Klimaneutralität bis 2050.

Deshalb arbeitet die EU daran, ihr Energiesystem weiter zu dekarbonisieren, also den Anteil fossiler Energieträger zu reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energieträger zu steigern.

Für elektrischen Strom bedeutet das, dass möglichst viel Strom aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind, Biomasse und Geothermie gewonnen werden soll. Wird der Strom über diese Energieformen erzeugt, spricht man umgangssprachlich von „Grünstrom“. Kommt der Strom aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas oder Erdöl, dann handelt es sich um „grauen“ oder auch „konventionellen Strom“.

Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Erzeugung von Grünstrom wesentlich umweltverträglicher ist und hierdurch keine oder nur geringe Mengen an Emissionen oder anderen Schadstoffen entstehen.

Die Unternehmen der Schwarz Gruppe beziehen 100 Prozent* Strom aus erneuerbaren Energien. Warum ist das Thema Eigenerzeugung dabei so wichtig?

Toni Thudium: Ja, seit dem Geschäftsjahr 2022 beziehen wir als Unternehmensgruppe 100 Prozent* Grünstrom. Blickt man zurück gibt es allerdings noch mehr, über das wir berichten können.

Einer der ersten wichtigen Schritte war es zu schauen, wo man Energie verbraucht und wo man Energie einsparen kann. Denn die beste Energie ist die, die wir erst gar nicht benötigen – also auch nicht erzeugen müssen. Hierbei hilft uns das Energiemanagement nach ISO 50001.

Da wir als Unternehmen der Schwarz Gruppe zahlreiche Immobilien bauen und betreiben, lag der nächste Schritt auf der Hand. Wir haben zusammen mit den Experten der Sparten untersucht, an wie vielen Immobilien und unter welchen Bedingungen wir unseren Strom selbst erzeugen und verwenden können. Einer unserer Lösungsansätze ist Photovoltaik – damit setzen wir auf die Energiegewinnung vor Ort. Auf unseren Filialen, Logistikzentren und sonstigen Standorten gewinnen wir so Energie direkt aus der Sonne.

Im Geschäftsjahr 2021 betrug die Fläche der Photovoltaikanlagen etwa 1,6 Millionen Quadratmeter – das sind rund 222 Fußballfelder. Auf diesem Wege konnten die Unternehmen der Schwarz Gruppe rund 196 Millionen Kilowattstunden Strom aus der Sonne selbst erzeugen.

Auch in den nächsten Jahren werden wir die Anzahl der Photovoltaikanlagen auf und an unseren Immobilien weiter erhöhen und so noch mehr Solarenergie gewinnen.

Heißt das tatsächlich, dass in Zukunft auf allen Filialen eine Photovoltaikanlage sein wird?

Toni Thudium: Grundsätzlich ein sehr schöner Gedanke – aber bei der Planung und Umsetzung von erneuerbaren Energien ist es wichtig zu verstehen, dass diese Projekte insbesondere dann einen wertvollen Beitrag leisten, wenn sie sich optimal in die Umwelt und die vorherrschenden Rahmenbedingungen einfügen. Konkret macht es aus meiner Sicht weniger Sinn, eine Photovoltaikanlage an einem Ort zu betreiben, an dem das ganze Jahr keine Sonne scheint, weil die Dachfläche beispielsweise durch angrenzende Gebäude oder Bäume verschattet wird. Die hier eingesetzten Ressourcen kann man sicherlich an anderer Stelle besser nutzen. Auch sprechen oft statische Gründe gegen die Errichtung einer Photovoltaikanlage – insbesondere bei älteren Gebäuden.

Deshalb haben wir als Unternehmen der Schwarz Gruppe unsere Immobilien genauer untersucht. Bedeutet, wir werden bei jedem geeigneten Neubau eine Photovoltaikanlage errichten und uns auch bei den bestehenden Immobilien Möglichkeiten überlegen, wie wir auch dort eine Photovoltaikanlage anbringen können.

Du hast es bereits angesprochen: Damit das Prinzip der Eigenversorgung durch Solarenergie aufgeht, muss die Sonne natürlich auch scheinen. Wie wetterabhängig ist die Versorgung mit eigenem Strom aus Photovoltaikanlagen? Was machen wir, wenn die Sonne mal nicht scheint?

Toni Thudium: Das ist eine gute Frage. Schon heute gibt es viele Standorte, die sich über die Photovoltaikanlage an sonnigen Tagen vollständig selbst mit Strom versorgen können und somit zu gewissen Zeiten gar keinen Strom mehr aus dem öffentlichen Stromnetz beziehen. Das bedeutet also, dass der Standort rein mit Sonnenenergie betrieben wird, die über Photovoltaik auf dem Dach „geerntet“ wird und die angeschlossenen Energieverbraucher, wie beispielsweise Kühlmöbel, E-Ladesäulen oder die Beleuchtung, versorgt. Für die restliche Zeit, und insbesondere nachts, müssen wir natürlich weiterhin Strom aus dem Netz beziehen.

Dabei setzen wir seit dem Geschäftsjahr 2022 auf Grünstrom und reichern unser Energieportfolio immer mehr mit unterschiedlichen Produkten an – eines davon sind sogenannte PPAs, Power Purchase Agreements.

Ein PPA ist ein Vertrag zwischen einem Stromerzeuger und einem Stromabnehmer über eine bestimmte Menge Strom. Der Zweck eines PPAs besteht darin, den Bau und Betrieb von Energieerzeugungsanlagen – insbesondere erneuerbare Energien – zu finanzieren und zu fördern, indem er den Stromerzeugern eine langfristige, planbare Einnahmequelle bietet. Und auch der Stromabnehmer kann von der gesteigerten Planbarkeit seiner Energiekosten profitieren.

Der kürzlich abgeschlossene PPA „Kaskasi“ ist ein gutes Beispiel eines solchen Vertrags zwischen den Handelssparten Lidl und Kaufland in Deutschland und einem Windpark in der deutschen Nordsee. Als solches kann er als Blaupause dienen und zeigen, wie vielseitig unsere Energieversorgung der Zukunft sein kann. Wir produzieren zwar unseren Strom auf vielen Filialen selbst – allerdings klappt das nur tagsüber und wenn ausreichend Sonne zur Verfügung steht; nachts benötigen wir eine andere Lösung. Hier kommt der Wind an der Nordsee ins Spiel, der auch in der Nacht verlässlich weht.

Wie können die Unternehmen der Schwarz Gruppe das Thema Energiewende in Europa aus deiner Sicht unterstützen?

Toni Thudium: Die Unternehmen der Schwarz Gruppe setzen sich bereits heute für die Förderung von Bau und Betrieb der erneuerbaren Energien in Europa ein. Die Kollegen aus dem Bereich Energiesysteme arbeiten zudem täglich an neuen Möglichkeiten, der Verantwortung, die man als Unternehmen trägt, weiter gerecht zu werden. Sie setzen dabei auf dezentrale und erneuerbare Energieerzeugung sowie innovative Technologien, beispielsweise Batteriespeicher. Diese werden zu ganzheitlichen Energiekonzepten zusammengefügt. Unsere Erfahrungen teilen wir mit unterschiedlichen Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Mit unserem Engagement leisten die Unternehmen der Schwarz Gruppe somit einen Beitrag zur erfolgreichen Energiewende.

*Ausgenommen Bezugsverträge, die die Unternehmen der Schwarz Gruppe nicht beeinflussen können, wie zum Beispiel bei einzelnen Mietobjekten mit Strombezugsbindung. Weitere Informationen finden Sie hier.

Wollen Sie mehr zum PPA „Kaskasi“ und der Grünstromlieferung aus der Nordsee erfahren? Hier gibt’s weitere Informationen zum Thema. 

Portrait von Toni Thudium
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